Wie offen können Antworten sein, wenn wir Menschen in Rollen befragen?
Soeben habe ich die Buchbesprechung zum neuen Buch von Sophie Passmann gelesen.
In Alte weiße Männer – ein Schlichtungsversuch unterhält sie sich mit Menschen, die sie in diese Kategorie einordnet. Der Artikel nennt dies „Ein Angebot an alte weiße Männer.“
Dieses Buch könnte spannend sein. Ich werde es mal in meiner kleinen Buchhandlung bestellen. Mal sehen ob sich eine Vermutung bestätigt, die ich seit längerer Zeit hege:
Wenn Menschen in einer Rolle gefragt werden,
werden sie dann nicht innerhalb der Rolle antworten?
Wenn ich als Klavierbauer gefragt werde, antworte ich als Klavierbauer. Und meine Antworten werden mit Sicht auf diese Rolle ausgewertet.
Wenn ich als Therapeut gefragt werde, antworte ich entsprechend und meine Antworten werden entsprechend ausgewertet.
Wenn ich als Täter gefragt werde, ..
Wenn ich als Missbrauchsopfer gefragt werde …
usw …
Macht es einen Unterschied?
Macht es einen Unterschied, wenn ich frage:
Wie erlebst du Ungerechtigkeit?
im Gegensatz zu z.b.
Wie erlebst du als Arbeitgeber Ungerechtigkeit?
Ich könnte das beliebig fortsetzen:
Wie erlebst du deine Sexualität?
Im Gegensatz zu:
Wie erlebst du deine Sexualität als Mann / als Frau / als Intersexuelle*r?
Würden sich die Antworten unterscheiden?
Was bedeutet das dann im Hinblick auf ein Buch, das alte weiße Männer interviewt?
Werden sie als alte weiße Männer antworten?
Lassen beim Lesen ihre Antworten eine andere Sicht auf diese Rolle zu?
Ist es dann wirklich ein Angebot an alte weiße Männer? Ein Angebot zu was?
Ich bin gespannt und werde berichten.
Guter Artikel, guter Einwand, also schlüpfen wir aus unseren Rollen.
Alte weise Männer hätten wenigstens das Wissen, über sowas drüber zu stehen und die Frage so zu beantworten, daß der Leser/Hörer genau das liest/hört, was er eben verstehen soll. Alte weise Männer haben die Macht die Rede für ihr wissen zu benutzen, egal was gefragt wird. So könnt ich mir das vorstellen.
Danke…