Teil des Problems oder Teil der Lösung?

Teil des Problems oder Teil der Lösung?

In der Geschlechterdebatte lese ich das des Öfteren, an die Männer gerichtet: „Du bist Teil des Problems, weil es ein strukturelles Problem ist.“

Und ich würde dem nicht widersprechen. Wenn ich Teil des Systems bin, das seit unzähligen Generationen existiert, kann ich mich nicht einfach davon frei machen. Ich kann nicht sagen: „Geht mich nichts an, davon bin ich völlig unbeeinflußt.“
Nur, dass das dann eben nicht nur für Männer gilt, sondern für alle Menschen innerhalb des Systems.

Wir können innerhalb eines Systems nicht sagen:
„Du als Individuum einer Hälfte innerhalb des Systems bist Teil des Problems“, während die andere Hälfte als Teil des Problems unbesprochen bleibt.
Zu verschweigen, dass innerhalb eines Systems alle Teil des Problems sind, gleicht der Absicht, nur aus weißen Feldern ein Schachbrett zu bauen und die schwarzen Felder einfach wegzulassen.
Es ist unhaltbar.

Noch eines:
Mit der Aussage „Du bist Teil des Problems“ mache ich mich automatisch selbst zum Teil dessen, denn ich fokussiere auf das Problem, und nicht auf die Lösung, und trage dazu bei, das Problem aufrecht zu erhalten.
Was könnte sich verändern, wenn wir sagen: „Du bist Teil der Lösung, weil wir die Struktur nur gemeinsam verändern können“? Wir könnten das Potential von Menschen wecken, und damit selbst Teil der Lösung werden.
Wäre das nicht so fabelhaft, wie diese zwei Einhörner?

Foto: pixybay – schach100

2019-04-15T13:36:45+00:000 Kommentare

Wie offen können Antworten sein?

Wie offen können Antworten sein, wenn wir Menschen in Rollen befragen?

Soeben habe ich die Buchbesprechung zum neuen Buch von Sophie Passmann gelesen.
In Alte weiße Männer – ein Schlichtungsversuch unterhält sie sich mit Menschen, die sie in diese Kategorie einordnet. Der Artikel nennt dies „Ein Angebot an alte weiße Männer.

Foto: Pixabay.com – StockSnap

Dieses Buch könnte spannend sein. Ich werde es mal in meiner kleinen Buchhandlung bestellen. Mal sehen ob sich eine Vermutung bestätigt, die ich seit längerer Zeit hege:

Wenn Menschen in einer Rolle gefragt werden,

werden sie dann nicht innerhalb der Rolle antworten?
Wenn ich als Klavierbauer gefragt werde, antworte ich als Klavierbauer. Und meine Antworten werden mit Sicht auf diese Rolle ausgewertet.
Wenn ich als Therapeut gefragt werde, antworte ich entsprechend und meine Antworten werden entsprechend ausgewertet.
Wenn ich als Täter gefragt werde, ..
Wenn ich als Missbrauchsopfer gefragt werde …
usw …

Macht es einen Unterschied?

Macht es einen Unterschied, wenn ich frage:
Wie erlebst du Ungerechtigkeit?
im Gegensatz zu z.b.
Wie erlebst du als Arbeitgeber Ungerechtigkeit?

Ich könnte das beliebig fortsetzen:
Wie erlebst du deine Sexualität?
Im Gegensatz zu:
Wie erlebst du deine Sexualität als Mann /  als Frau /  als Intersexuelle*r?

Würden sich die Antworten unterscheiden?

Was bedeutet das dann im Hinblick auf ein Buch, das alte weiße Männer interviewt?
Werden sie als alte weiße Männer antworten?
Lassen beim Lesen ihre Antworten eine andere Sicht auf diese Rolle zu?
Ist es dann wirklich ein Angebot an alte weiße Männer? Ein Angebot zu was?

Ich bin gespannt und werde berichten.

2019-04-15T12:59:04+00:001 Kommentar